Samnaun: Die Verwandlung
Vom abgelegenen Bauerndorf zum Wintersport-Mekka
Selbstversorger am Rande der Schweiz
Bis weit ins 20. Jahrhundert hinein gab es noch rund 100 Bauernhöfe in Samnaun. Wenn auch nicht so grosse, wie man das heutzutage kennt. Seinerzeit galt man mit zwölf Tieren bereits als Grossbauer. Die meisten Familien besassen eher nur sechs oder sieben Tiere. Und sie versorgten sich komplett selbst. Fast. Nur wenige Produkte wie Zucker, Salz und Eisen mussten importiert werden. Über Jahrzehnte und Jahrhunderte dominierten Landwirtschaft und Jagd, harte Arbeit und Einfachheit das Seitental.
Herausforderungen der Peripherie
Abgeschiedenheit ist immer eine Frage der Perspektive. Für Samnauns Wirtschaft spielt die Distanz zur restlichen Schweiz aber eine gewichtige Rolle: Lange Zeit war das Tal überhaupt nur über Österreichisches Gebiet zu erreichen. Im Jahr 1888 stellte Samnaun daher zum ersten Mal ein Gesuch für den Ausschluss aus dem Zollgebiet. Vier Jahre später wurde das Begehren vom Bundesrat gutgeheissen.
Schweiz und Ausland zugleich
1912 folgte die Schweizer Anschluss-Strasse nach Vinadi. Trotzdem durfte Samnaun den Zollfreistatus behalten, um den Standortnachteil zu mildern. Die Familien bauten sich mit Boutiquen, Läden und Tankstellen ein zweites Standbein auf. Und teilweise auch mit Schmuggel, denn im Zollwesen wird Samnaun wie das Ausland behandelt. Somit muss die Ware an der Grenze ab einem gewissen Betrag verzollt werden. Waren mit hohen Zöllen wie Fleisch- und Milchprodukte, Alkohol und Tabak wurden rege über alle Grenzen im Dreiländereck geschmuggelt. Bis heute finden wir in Samnaun viele Anekdoten und Hinweise aus dieser Zeit.
Pistenspass auf der Landesgrenze
Mindestens gleich dankbar wie für den Zollfreistatus ist Samnaun für den Tourismus.
Ganze fünf Monate dauert hier der Winter. Und das ist seit dem Aufkommen der Wintersportferien Samnauns grösster Trumpf. Spätestens mit dem Zusammenschluss des Skigebiets mit dem Österreichischen Ischgl ist der Wintertourismus zum wirtschaftlichen Zugpferd Samnauns aufgestiegen. 238 Pistenkilometer und 45 Transportanlagen, darunter die welterste Doppelstockbahn, sowie rund 1100 Schneekanonen garantieren grenzenlosen Pistenspass von Ende November bis Anfang Mai.
Schneesicherheit und Eventkompetenz
So wertvoll der lange Winter für die Tourismusbranche ist, so schwierig ist er zu bewerben. Welcher Gast denkt denn schon im November an tiefsten Winter? Und wie soll man den „Unterländern“ im milden Frühling nochmals das Skifahren schmackhaft machen? Samnauns Antwort lautet: Mit Events der Extraklasse. So begleitet die Weltmeisterschaft der Nikoläuse mit anschliessendem Winter-Opening Konzert den Saisonstart, während ein ganzes Konzert- und Eventfeuerwerk mitten im Skigebiet ab April immer wieder winterliche Akzente setzt. Wenn grosse Anlässe mit grossen Namen mitten im Schnee stattfinden, dann macht das schliesslich die Runde und zeigt deutlich, wo der Winter zuhause ist.
Metamorphose von Dorf und Bewohnern
In der Heimat des Winters dürfen sich auch Gäste wie zuhause fühlen. Denn Gastgebertum beherrschen die Einwohner des einst kargen Bauerndorfs in Perfektion. Zollfreistatus, Wintersport und mittlerweile auch der Sommertourismus haben Samnaun zur Blüte verholfen und die Einwohner von rauen Berglern zu überaus zuvorkommenden Gastgebern gemacht. Natürlich gibt es auch heute noch Bauern. Die Anzahl der Tiere hat sich schliesslich nie gross verändert, die der Höfe aber schon. Heute gibt es in Samnaun noch 15 Bauern. Auch sie wirken gern und engagiert im Tourismus mit. Wir treffen Sie im Hotel, im Skigebiet, im zollfreien Laden im Tal oder mitten in der Natur.