Schneemassen, Sprengsätze und Sonnenuntergänge - Der Pistenchef und Schneemeister
Johnson Carnot
Spurenbeseitigung mit grobem Gefährt
Johnsons Arbeitstag beginnt, wo für andere der Skitag endet: Um 16.30 Uhr am Pistenrand auf dem Alp Trider Sattel. Er steigt in seinen Pistenbully und macht sich mit einem Dutzend weiterer Fahrer auf, die unzähligen Spuren begeisterter Wintersportler zu beseitigen. In rund acht Stunden – kurz nach Mitternacht - werden Samnauns Pisten wieder perfekt präpariert und für den nächsten Skitag bereit sein.
Dem Winter vom Sofa aus auf die Sprünge helfen
Nebst Mensch und Maschine braucht es vor allem ganz viel Schnee. Wenn davon nicht genug vom Himmel fällt, wirft Johnson bis zu 150 Schneekanonen an. Dank moderner Technik geht dies auch aus der Ferne. So steuert er je nach Wetterlage selbst von zu Hause aus die einzelnen Kanonen an und bietet dann die Mitarbeiter zur Kontrolle auf. Insgesamt produzieren die Samnauner Bergbahnen mit der hocheffizienten Anlage rund 500‘000 Kubikmeter Kunstschnee pro Jahr – in schneearmen Wintern sogar das Doppelte.
Fluch und Segen der weissen Pracht
Hin und wieder muss der Winter auch gebändigt werden. So beliebt und erwünscht die Schneemassen auf der Piste sind: An den falschen Hängen stellen sie eine Gefahr dar. Darum ist das Samnauner Urgestein ständig mit den Verantwortlichen der Pistenrettung in Verbindung. Sie sind es, welche die Pisten bei Lawinengefahr sperren oder morgens um fünf gemeinsam mit ihm und seinem Team entscheiden, was präpariert oder gesperrt wird.
3…2…1…Zündung!
Per Fernsteuerung über Sprengmasten oder ganz konventionell mit Sprengladungen am Seil befreit die Pistenrettung wo nötig bestimmte Hänge vom Schnee und gibt die darunterliegenden Pisten anschliessend zur Räumung und Präparation durch die Pistenfahrzeugfahrer frei. Intensive Winter verlangen, dass diese beiden Equipen perfekt miteinander funktionieren, um dem Gast stets sowohl maximalen Pistenspass wie auch grösstmögliche Sicherheit zu bieten.
Struktur und Rhythmus, aber keine Langeweile
Trotz der anspruchsvollen Aufgabe wirkt Johnson völlig ausgeglichen. Der vierfache Grossvater strahlt eine Ruhe aus, die wohl sein Beruf mit sich bringt. Im Wintersport hat schliesslich alles seinen Takt – Bahnbetrieb und Pistenpräparation wechseln sich ab, nach jedem Schneefall wird gesprengt und geräumt, auf jeden Winter folgt ein Sommer, Maschinen werden intensiv genutzt, danach gewartet, anschliessend wieder genutzt und so weiter. Dieser Rhythmus verleiht dem Alltag eine feste Struktur, ohne jemals zur langweiligen Routine zu verkommen.
Arbeitsplatz mit bester Aussicht
Wovon Johnson sicher niemals genug bekommt, sind Sonnenauf- oder Untergänge. Egal ob Früh- oder Spätdienst: Pistenfahrzeugfahrer arbeiten immer in der schönsten Lichtstimmung. Der passionierte Jäger, der auch seine Ferien lieber in den Bergen verbringt als am Meer, weiss um die Magie solcher Momente. Während die Gäste im Tal ihren Skitag beim Après-Ski ausklingen lassen, geniesst er mitten im riesigen Skigebiet das spektakuläre Lichtschauspiel am Horizont – und dies jeden Tag aufs Neue.
Ganz oben spielt die Musik
Natürlich verbringt der „Wintermacher“ seine Arbeitsstunden oft allein, aber niemals einsam. Schliesslich umgeben ihn die Berge seiner Heimat wie treue alte Freunde. Und Angst, in diesen langen stillen Stunden etwas zu verpassen, hat er noch nie gehabt: „Wenn jemand etwas verpasst, dann sind es die da unten“ weist Johnson hinunter zum Tal und meint die Wintersportler, die sich beim wohlverdienten Abendessen schon auf den nächsten Skitag freuen – auf perfekt präparierten Pisten.
Text: Niculin Meyer
Bilder: Dominik Täuber