Die deutsche Hütte auf Schweizer Boden, betrieben von Österreich

Die Heidelberger Hütte

Heidelberger Hütte
Seit 1889 steht die Heidelberger Hütte südwestlich von Samnaun im weitläufigen Fimbatal (Val Venga) auf 2264 m ü. M., direkt unterhalb des imposanten Fluchthorns. Alois Eiter ist seit 2014 Hüttenwart auf der DAV-Hütte.
Heidelberger Hütte

2500 Jahre alpine Geschichte im Fimbatal

Die Heidelberger Hütte steht auf einem Grundstück, das der Gemeinde Valsot gehört. Als die Hütte gebaut wurde, hieß die Gemeinde noch Ramosch, oder Remüs, wie es im Bauvertrag steht. Direkt neben der Heidelberger Hütte befinden sich die Überreste der Alp Fenga, einer der ältesten Alpen der Schweiz, die vor rund 2500 Jahren genutzt wurde. Vor der Entdeckung im Jahr 2009 ging man davon aus, dass die Alpwirtschaft erst 500 nach Christus begann. Auf der Suche nach Weideland drangen die Unterengadiner nordwärts ins Fimbatal und Paznaun vor. Dies ist auch der Grund, warum die schweizerisch-österreichische Staatsgrenze noch heute 4 km unterhalb der Heidelberger Hütte quer durch das Fimbatal verläuft. Auch wenn die Beziehungen zwischen dem Unterengadin und dem Paznaun in den letzten Jahrhunderten abgeflacht sind, besteht die Verbindung zwischen Sent und Ischgl noch heute: Die Fimberalp wird im Sommer von Vieh aus Sent und Ischgl beweidet. Insgesamt weiden im Sommer rund 1500 Kühe und Rinder im 20 km langen Fimbatal.

Heidelberger Hütte

Die einzige DAV-Hütte auf Schweizer Boden

Seit seiner Gründung im Jahr 1869 setzt sich der Deutsche Alpenverein (DAV) dafür ein, die Alpen zu erkunden und durch Wege und Schutzhütten zugänglich zu machen. Da der Deutsche und der Österreichische Alpenverein bis 1939 vereinigt waren, gibt es heute 183 DAV-Hütten in Österreich. Nur eine DAV-Hütte befindet sich in der Schweiz: Die Heidelberger Hütte wurde auf Vorschlag der Sektion Prag von der 500 km entfernten DAV-Sektion Heidelberg gebaut. Die Hütte wurde am 19. August 1889 feierlich eingeweiht. Dummerweise wurden durch ein selbstverschuldetes Missgeschick die Matratzen und Decken nicht rechtzeitig geliefert, obwohl sie 10 Tage zuvor per Eilzug verschickt worden waren. Dennoch schliefen bei der Eröffnung 40 Personen auf Moos und Holzspänen auf dem Boden.

Heidelberger Hütte

Schwieriger Start

In den ersten 10 Betriebsjahren war die Hütte, die zunächst als Selbstversorgerhaus geführt wurde, nur wenig frequentiert. Die wenigen "Gäste" fielen durch Diebstahl und Beschädigung des Mobiliars negativ auf. Erst 1901, als beschlossen wurde, die Hütte im Sommer zu bewirtschaften, stieg die Zahl der Besucher. Die Hütte wurde in mehreren Etappen ausgebaut und vergrößert, unter anderem 1904, 1925 und 1962. Heute verfügt die Hütte über rund 130 Betten.

Heidelberger Hütte

Beschäftigte Gastgeber

Sandra Hermann und Alois "Loisl" Eiter betreiben die Heidelberger Hütte seit der Saison 2014/15. Seitdem ist viel investiert worden: Der Neubau der Trinkwasserver- und -entsorgung mit einer modernen Bio-Kläranlage, eine neue Energieversorgung mit Photovoltaik, die Fass-Sauna, die neue Dämmung des Daches und die Erneuerung der Zufahrtsstraße, so dass die Hütte nun bequem mit dem E-Bike erreicht werden kann. Dies sind nur die auffälligsten Veränderungen der letzten Jahre. Ab Sommer 2023 werden alle Zimmer in Etappen renoviert.

Heidelberger Hütte

Loisl hat seinen eigenen Berg

Seit zwei Jahren hat Alois "Loisl" Eiter seinen eigenen Berg: Der "Piz Louis" ist 3071 m hoch und liegt zwischen Zahnspitze und Krone im Fimbatal. Die Paznauner - unter ihnen der amtierende Tiroler Landeshauptmann Anton Mattle aus Galtür - kamen im Corona-Winter 2020/21 auf die Idee, einen bisher namenlosen Berggipfel Alois zu widmen. Der verschmitzte Wirt hielt die Hütte auf Schweizer Boden auch in jenem Winter offen, in dem die österreichischen Gasthöfe aufgrund von Sperrungen geschlossen blieben. Auf dem Grenzberg zwischen Graubünden und Tirol gibt es nun ein Gipfelkreuz mit Gipfelbuch und Adler, "weil die Schweizer Gipfelkreuze nicht so gerne mögen". Auf dem benachbarten Piz Tasna befindet sich ein Steinbock. So können sich die beiden Wappentiere von Tirol und Graubünden nun von Gipfel zu Gipfel zuzwinkern. Pater Maurus Carnot aus Samnaun hat die Geschichte "Steinbock und Adler" über die Verbundenheit der beiden Länder geschrieben.

Heidelberger Hütte

Das Abenteuer beginnt mit der Ankunft

Die Hütte ist im Winter von Weihnachten bis Ende April und im Sommer von Juli bis September geöffnet und kann ganzjährig von Samnaun aus erreicht werden: Im Sommer über eine 4-stündige Wanderung von Samnaun Dorf oder dem Alptrider Sattel über das Zeblasjoch, weiter nach Fuorcla Val Gronda zur Hütte. Jeden Freitag wird eine geführte Wanderung zur Hütte angeboten, wobei der Wanderbus die ersten 800 Höhenmeter zum Zeblasjoch bringt, so dass die Hütte in gemütlichen 3 Stunden Gehzeit erreicht wird. Noch schneller erreichen Sie die Hütte mit dem (E-)Bike. Die Weiterfahrt über den Fimberpass ins Val Sinestra ist der Transalp-Klassiker schlechthin. Im Winter erreicht man die Heidelberger Hütte am einfachsten über den Piz Val Gronda auf einer leichten Off-Piste-Abfahrt. Die Abfahrt ist nicht präpariert, aber gut mit Markierungsstangen gekennzeichnet und kann bei guten Schnee- und Wetterverhältnissen auch von Skifahrern befahren werden, die sich normalerweise nicht neben der Piste aufhalten. Nach vorheriger telefonischer Absprache werden die Skigäste mit dem Skidoo von der Gampenalpe zur Hütte gezogen. Nach einer Rast in der Hütte kehren die Skifahrer auf der von Hüttenwart Alois Eiter präparierten 6 km langen und bequemen Abfahrt zur Gampenalpe zurück ins Skigebiet.

Text: Bernhard Aeschbacher

Fotos: Schweiz Tourismus, zvg

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