«Wir garantieren Skibetrieb ab 8.00 Uhr»
Hans Kleinstein
Im Einsatz für perfekte Skitage
«Ab 15 Zentimeter Neuschnee mit starkem Wind sind Lawinensprengungen erforderlich», erklärt der Pisten- und Rettungschef. Dann holt er eine Art rote Wurst aus dem Schneemobil und bindet eine Schnur um die Sprengladung. Auch mit Handschuhen kein Problem für Hans, der seit 25 Jahren bei den Bergbahnen Samnaun arbeitet.
Mit Sprengmasten und von Hand
Die meisten Lawinen löst Hans mit Hilfe von Sprengmasten aus, die er per Mausklick am Computer oder mit seinem Mobiltelefon bedienen kann. Hier am Palinkopf sprengt er von Hand. «Diesen Lawinenhang kann ich erreichen, ohne mich in Gefahr zu begeben. Sprengmasten setzen wir vor allem an schwierig zugänglichen Orten ein.»
In 60 Sekunden erfolgt die Detonation
Hans hat die Sprengladung gezündet und wirft sie den Hang hinunter. Die Schnurlänge hat er so bemessen, dass die Explosion an der steilsten Stelle erfolgt. «Wir verwenden einen speziellen Lawinensprengstoff, der sich breitflächig auf die Schneedecke auswirkt und keine Rückstände in der Umwelt hinterlässt.»
Die Morgensonne von Samnaun
Die meiste Zeit verbringt Hans in der Kommandozentrale auf dem Alptrider Sattel. Er trägt die Verantwortung für rund 70 Kilometer Pisten auf der Samnauner Seite des Skigebietes und koordiniert die Einsätze der Patrouilleure. Bereits am Vormittag sind viele Skifahrer unterwegs. «Wir haben Morgensonne. Darum fahren auch viele Gäste, die von Ischgl kommen, auf den Pisten von Samnaun.»
Der Aufwand lohnt sich
Zwölf Ladungen haben in einem Sprengkübel Platz. Danach müssen Hans und sein Team die Kübel abmontieren und nachfüllen. Ein Helikopter hilft ihnen dabei. «Sprengmasten sind teuer und wartungsintensiv, aber der Aufwand lohnt sich. Unsere Arbeit ist dadurch viel sicherer geworden und wir können jeden Tag Skibetrieb ab 08.00 Uhr garantieren.»
«Wir haben immer guten Schnee»
Hans schätzt seine Arbeit, weil er nie weiss, was an einem Tag alles passieren kann. «Mein Beruf ist aufregend und abwechslungsreich. Zudem darf ich in einem der schönsten und grössten Skigebiete der Alpen tätig sein. Wir haben hohe Berge und Pisten in allen Hanglagen. Darum findest du immer guten Schnee in Samnaun.»
Unterwegs in der Ski-Arena Samnaun/Ischgl
Tipps von Hans Kleinstein
239 Pistenkilometer, 45 moderne Bahnanlagen und 15 Bergrestaurants: Die Ski-Arena Samnaun-Ischgl ist gross und weit. Der Pisten- und Rettungschef von Samnaun erklärt, wie Sie den Überblick behalten.
- „Am einfachsten entdecken Sie die grenzübergreifende Ski-Arena auf einer der drei Schmugglerrunden. App herunterladen, tracken und losfahren!“
- „Auf der Alp Trida und Idalp führen Lifte in alle Himmelsrichtungen hoch. Dadurch können Sie den ganzen Tag in der Sonne fahren und dem besten Schnee nachspüren.“
- „Eines der Highlights ist der «Duty Free Run». Die 11 km lange Piste führt vom Palinkopf (2864 m) bis nach Samnaun. Sie erreichen die Abfahrt nur über die österreichische Seite.“
- „Unterschätzen Sie nicht die grossen Distanzen zwischen Ischgl und Samnaun. Planen Sie genügend Zeit ein und gönnen Sie sich Stärkungspausen.“
- „Merken Sie sich die Nummer der Bahnanlage, die Sie gerade benutzen, und die Nummer der Piste, die Sie gerade befahren. So sind wir bei einer Unfallmeldung sofort zur Stelle.“
- „Falls ein Unfall passiert: Unfallstelle sichern und Rettungsdienst per Telefon alarmieren. Sie können auch bei allen Bahnanlagen und Restaurants Meldung erstatten.“
«Früher mussten wir in Lawinenhänge fahren»
Hans Kleinstein ist ein echter Samnauner, der sein ganzes Leben im Tal verbracht hat. Als leidenschaftlicher Skifahrer, der sich zudem für Medizin und Technik interessiert, ist ihm schnell klar geworden, dass er einmal im Rettungsteam der Bergbahnen arbeiten möchte – inzwischen sind es 25 Jahre.
Seit 2006 ist Hans Kleinstein Pisten- und Rettungschef der Bergbahnen Samnaun. Der 51-Jährige führt ein Team von sieben Patrouilleuren, die Pistenmarkierungen aufstellen, Absperrnetze befestigen, sich um Verunfallte kümmern – und nicht zuletzt Lawinen sprengen.
Mit den Sprengungen werden Lawinen künstlich ausgelöst. Das Ziel ist, gefährliche Hänge zu entlasten, damit die darunterliegenden Pisten sicher zu befahren sind. Es gibt drei Arten, wie Hans und sein Team Lawinen sprengen: von Hand, mit dem Helikopter oder mit Sprengmasten.
Herr über 80 Sprengmasten
«Handsprengungen führen wir an Hängen aus, die wir einfach erreichen können. Der Helikopter kommt zum Einsatz, wenn extrem viel Schnee gefallen ist. Die meisten Sprengungen jedoch führen wir mit Sprengmasten aus», erklärt der Fachmann.
46 solche Sprengmasten stehen allein im Skigebiet von Samnaun. 34 weitere Masten, für die Hans ebenfalls mitverantwortlich ist, sichern die Samnaunerstrasse vor spontanen Lawinenabgängen. Hans kann die Sprengungen per Computer oder Smartphone auslösen. Die Sicherheitsvorkehrungen laufen dabei ähnlich ab wie beim E-Banking. Jeder Masten ist mit einem mehrstelligen Code hinterlegt, den Hans eintippen muss.
700 bis 800 Sprengungen
Der Sprengstoffverbrauch wird von der Polizei genau kontrolliert. Und es ist nicht wenig Sprengstoff, der in Samnaun verbraucht wird. «Allein mit den Masten machen wir 700 bis 800 Sprengung pro Winter. In einem sehr schneereichen Winter können es auch doppelt so viele sein», sagt Hans.
Für die Umwelt sind Lawinensprengungen keine Belastung: Der Sprengstoff hinterlässt keine Rückstände. Der Ringverschluss, welcher bei den Mastensprengungen in den Schnee fällt, ist biologisch abbaubar. Und die Masten werden mit Solarstrom betrieben.
Sprengmasten sind in Samnaun seit 2001 im Einsatz. «Unsere Arbeit ist dadurch sicherer geworden», sagt Hans. «Früher mussten wir mit Ski in Lawinenhänge fahren, heute können wir aus sicherer Distanz sprengen». Nicht zuletzt kann der Pistendienst dank den vielen Sprengmasten einen Skibetrieb ab 8.00 Uhr garantieren – «und das täglich», wie Hans Kleinstein betont.
Bilder: Dominik Täuber.